Normandie Rundreise Teil 2 – (geschrieben im Lockdown) Corona Beschränkungen oder Confinement, wie der Franzose sagt, Teil 3. Oh je, Zahlen bestimmen immer mehr unseren Alltag…
Damit nicht genug, als Reisender kämpft man derzeit, wie jeder andere normale Mensch mit neuen Regeln, Einschränkungen, Verboten und auch mit der Hoffnung baldiger Entspannung. Wie lange geht das noch? Kann man reisen, wie, wann und wohin?
Auf all diese Fragen habe ich keine Antwort! Dennoch versuche ich mit meinem zweiten Beitrag zur Normandie Rundreise etwas Hoffnung zu bewahren. Die Hoffnung auf die schnelle Rückkehr zu unserer mittlerweile liebgewonnenen Normalität. Um auch endlich wieder ferne Orte zu entdecken, außerhalb des 10 km Radius, wie das derzeit in Frankreich so ist.
Wer den ersten Teil der Cotentin Tour noch nicht kennt schaut hier 1. Teil meines Normandie Routetrips. Die Lese- Reihenfolge spielt dabei keine Rolle.
Normandie Rundreise 2 – die Eckpunkte
Nachdem die Ostseite der Cotentin Halbinsel im ersten Teil beschrieben wurde, geht die Reise über die Nordseite zur Westküste weiter. Cap Levi, Cherbourg, Goury bis nach Flamanville.
Von Leuchtturm zu Leuchtturm
Vom Leuchtturm Gatteville zum Cap Levi sind es gerade mal 16 km mit dem Auto. Da kommt schon der nächste Leuchtturm… Mit seiner eckigen Bauart gefällt mir zwar der Phare de Fermanville weniger, aber Leuchttürme sind mir an der Küste viel lieber als Hochhäuser oder Hotelblocks. Er ist 28 Meter hoch und zählt zu den Monument historique, historisches Denkmal.
Außerdem gibt es hier noch das Fort de Cap Levi. Das stammt aus napoleonischer Zeit. Es diente zur Verteidigung der Cotentin Küste gegen die britische Marine im 19. Jahrhundert. Heute kann man das Fort als Gite oder Chambre d´Hôte buchen. Infos dazu auf encontentin.fr. Ein Küstenweg verbindet den Leuchtturm und das Fort und lädt zur Entdeckung der Natur ein.
Cherbourg en Cotenin
Die Stadt hat etwa 35 000 Einwohner und ist eine bedeutende Hafenstadt. Sie hat neben dem Seehafen mit einer Flottenbasis der französischen Marine auch einen nennenswerten Yachthafen. Ein Fährbetrieb zum Beipiel nach England und Irland existiert ebenfalls. Das ganze Hafenbecken wurde künstlich angelegt und galt jahrhunderte lang als die größte Reede der Welt (heute Katar).
Sehenswert sind der Hafen mit seinen prächtigen Segelschiffen, das Tiefsee Museum Cité de la Mer und auch die Luxus-Regenschirm-Manufaktur Le Véritable Cherbourg, deren Gründungsidee aus dem Filmklassiker „Die Regenschirme von Cherbourg“* stammt.
Weiter gibt es in Cherbourg
- Basilika der Heiligen Dreifaltigkeit (Basilique Sainte Trinité)
- Museum Thomas Henry – Kunstsammlung vom 15. bis zum 19. Jahrhundert
- Fort du Roule: Museum zum 2. Weltkrieg
- Naturgeschichts- und Ethnografie-Museum im botanischen Garten
- Château des Ravalet: Erbaut im Jahr 1575 mit Gartenanlage Label „bemerkenswerter Garten“
Nach der großen Stadt verändert sich die Landschaft schlagartig. Eben noch eine flache Küstenlinie, wird es schnell steil und felsig. Nach Landemer lohnt sich der GR 223 (Fernwanderweg) wieder! Aber auch von der Straße aus gibt es immer wieder tolle Ausblicke aufs Meer.
Cap de la Hague
Kurz vor dem Cap de la Hague stoßen wir unmittelbar auf den Port Racine. Man muß allerdings die Augen offen halten. Denn er ist der kleinste Hafen Frankreichs!! Direkt an der Durchfahrtsstraße D 45 gelegen, ist es auf jeden Fall einen Halt wert.
Eine ziemlich nützliche Karte von der Gegend um das Cap de la Hague ist die IGN Karte Cherbourg-en-Cotentin – Cap de la Hague*. Hier sind Straßen, Wanderwege, historische Gebäude und andere Sehenswürdigkeiten, wie der Port Racine eingezeichnet.
Im letzten Zipfel der Cotentin Halbinsel haben sich bis heute traumhafte Steinhäuser erhalten. Die Orte St Germain des Vaux und Auderville bestehen quasi nur aus solchen und könnten sofort als Filmkulisse für einen Mittelalterstreifen dienen.
Leuchtturm Goury
Und dann ist man angekommen. Der entlegenste Ort der Normandie – das Cap de la Hague mit seinem Leuchtturm und Hafen Goury. Allein der kleine Hafen und die paar Häuschen sind toll. Der Leuchtturm vor der Küste und der Blick auf die englische Kanalinsel Alderney (bei guter Sicht), phenomenal! Die ganze Szenerie liegt in einer Landschaft, die mit ihren alten Steinmauern und grünen Wiesen an Irland erinnert. Ein wahrhaft magischer Ort und natürlich absolute Sehenswürdigkeit.
An dem kleinen Hafen kann man sich nicht satt sehen. Einfach malerisch! In dem pavilionähnlichen Haus im Hafen ist die Seenotrettung stationiert. Und ganz zentral gibt es ein nettes Restaurant mit Blick auf die Boote. Ein paar Autominuten entfernt wartet schon die nächste hochkarätige Sehenswürdigkeit. Wir folgen in Auderville der Beschilderung und gelangen über die D401 an die Bucht Baie d Écalgrain.
Baie d Écalgrain und Nez de Jobourg
Bereits von der Küstenstraße hat man hier einen tollen Ausblick auf die Bucht und das Meer Richtung Westen.
Parkplätze sind genug vorhanden, um das Auto abzustellen und die Pfade, die sich durch die felsigen Hänge schlängeln, zu erkunden. Der GR 223 führt hier im südlichen Verlauf zum Nez de Jobourg. Eine weitere beeindruckende Landmarke an dieser wilden Steilküste.
Die folgenden Küstenkilometer auf dem Wanderweg GR 223 sind besonders zu empfehlen. Vorrausgesetzt man scheut körperliche Anstrengung in schönster Natur nicht. Neben der Parkmöglichkeit in der Bucht gibt es weitere Parkplätze am Nez de Jobourg und weiter bei Herqueville (Treize Vents).
Normandie Rundreise – Dünen von Biville
Auf Höhe von Vauville nimmt die Küste eine ruhigere und sanftere Form an. Eine riesige Dünenlandschaft baut sich auf. Untypisch, die Mischung zwischen Dünen- und Sumpfzone. Aber das machen die Dünen von Biville und das Mare de Vauville zu einem besonderen Naturschauplatz. Zahlreiche Pfade führen durch die sandigen 190 Hektar. Wer nicht alle Wege ablaufen möchte, dem kann ich als Einstieg den Parkplatz an der Küste bei Vauville empfehlen. Dort gibt es auch eine Webcam, die auf die Mare zeigt.
Um mit dem Auto oder Wohnmobil in die Mitte der Dünen zu kommen, nehmen wir einfach die kleine Straße, die in der Ortschaft Biville ausgeschildert ist. Von ihr aus hat man schnellen Zugang zum Strand und in die anderen Teile der Dünenlandschaft.
Vom Cap de Flamanville zum Cap du Rozel
Wir lassen die Dünen hinter uns und fahren über den Hafenort Dielette, vorbei am Atomkraftwerk zum gleichnamigen Cap Flamanville. Blendet man das AKW aus, ist das Cap de Flamanville wirklich ganz schön. Felsige Steilküste mit niedriger Vegetation, gespickt mit tollen Ausblicken aufs Meer, die einen an die bretonische Nordküste erinnert.
Hier lohnt es sich ebenfalls den GR 223 zu beschreiten, um sich der wilden Küstenlandschaft hinzugeben. Das Cap de Flamanville mündet in einen etwa 4 km langen Sandstrand aus dem sich an dessen südlichen Ende das Cap du Rozel erhebt.
Normandie Rundreise – Ende Teil 2
Der nächste Teil meiner Rundfahrt über die Cotentin Halbinsel führt an die Küste der Häfen – Côte des Havres. Dabei handelt es sich nicht um hässliche Industriehäfen sondern um ganz besondere Naturgebiete am Meer.
Die 3 Stationen der Rundreise im Überblick