Hört man von diesem magischen Landstrich ganz im Westen Frankreichs, kommen einem schnell Bilder von einsamen Küsten, Leuchttürmen mit Riesenwellen und Sturm in der Bretagne in den Kopf. Obwohl die meisten Besucher der Bretagne kaum eine Chance auf raue See mit spektakulären Wellen und Sturm haben. Und selbst einsame Küsten tun sich nicht leicht auf, denn die Hauptreisezeit liegt im Sommer, wenn das Wetter stabil und mild ist und viele Besucher an den Stränden sind.
Die Chance einen Sturm in der Bretagne zu erleben, steigt erheblich, legt man seine Reisezeit auf die Herbst- oder Wintermonate. Allerdings ist das noch lange nicht die Garantie für ein einzigartiges Erlebnis voller Sturm und Wellen an den bretonischen Küsten.
Auf was Sie achten können, um einen Sturm in der Bretagne zu erwischen und damit auch ein möglichst ungefährliches und einzigartiges Erlebnis daraus wird, verrate ich hier.
Passende Jahreszeit
Wie sich schon befürchten ließ, Stürme in der Bretagne treten vor allem im Winter auf. Dann, wenn es überall in Mitteleuropa draußen unangenehm ist, zieht es die Fotografen und Sturmjäger raus an die Küste.
Herbst
Häufig sorgen starken Winde mit Böen bereits im Oktober für hohe Wellen. Diese Tatsache schätzen vor allem die Surfer. So finden die internationalen Surfwettbewerbe in der Bretagne immer im Herbst statt.
Aber auch für Nichtsurfer ist die Herbstzeit in der Bretagne eine sehr lohnenswerte Reisezeit. Naturverbundene, Erholungssuchende und Fotografen gleichermaßen profitieren dann vom magischen Licht, den einsamen Stränden und den günstigen Nebensaison Preisen!
Das Meer und auch die Luft ist im Herbst, September bis November, oft noch relativ warm. So kommt es, dass im Schnitt die Stürme in dieser Periode, gemessen an der Windstärke und der Wellenhöhe, im Vergleich zu den Winterstürmen, etwas schwächer ausfallen. Die Herbststürme sind dennoch sehenswert und zeigen eindrucksvoll die Kräfte der Natur.
2018 gab es den ersten nennenswerten Sturm bereits Ende Oktober. Ausnahmen gibt es also immer!
Winter
Dort, wo kalte trockene Luft vom Norden auf feuchtwarme Subtropenluft vom Äquator trifft, bilden sich großräumige Tiefdruckwirbel. Je stärker die Temperaturunterschiede beim Aufeinandertreffen sind, desto schneller weht der Wind. Diese Temperaturunterschiede sind im Spätherbst und Winter am größten, ein Wintersturm entsteht.
Die Intensität der Naturgewalten nimmt also durch die Temperaturunterschiede der Luftmassen zu. Im Winter tritt dann häufig an Stelle des Sturms ein Naturphänomen, das wir Orkan nennen. Ab Windstärken von über 117 km/h wird aus dem Sturm ein Orkan. Das sind die Windbereiche, die riesige Wellen entstehen lassen.
In der Bretagne ist die Sturmdichte im Winter am höchsten. Im Schnitt weht etwa alle 2 Wochen ein heftiger Sturm mit 90 – 110 km/h in der Spitze und mehr. Hin und wieder kommt es auch vor, dass in einer Woche eine Sturmfront die nächste ablöst.
Ich kann mich noch gut erinnern, als wir Anfang Dezember 2018 bereits 3, 4 Tage starken Wind hatten, der dann Freitags zu einem starken Sturm wurde. Samstags ebbte das Wetter etwas ab und sonntags kam erneut ein Sturm. An diesem Wochenende konnte man an der gesamten Küste spektakuläre Wellen beobachten. Im Anschluß war dann eine Woche sturmfrei ehe es erneut anfing zu winden.
Bei diesen Touren habe ich immer eine Regenjacke mit Windstopper* dabei, denn zwischen Fels und Meer ist man den Elementen ausgeliefert.
Von Sturm und Wellen
Damit Sie ein Sturmwochenende oder eine Sturmwoche so gut planen können wie möglich, habe ich hier noch ein paar Tipps.
Wenn der Wind zunimmt und letztlich ein Sturm daraus wird, sind die Wellen nicht weit. Doch heißt das nicht gleich, viel Wind macht hohe Wellen. Oder anderes, 100 km/h Wind entsprechen nicht gleich 6 Meter hohe Wellen.
Es bedarf noch anderer Faktoren, damit sich Wassermassen aufbäumen und zu „Monsterwellen“ werden. Monsterwellen in Anführungszeichen, denn echte Monsterwellen gibt es ja in der Bretagne nicht, die findet man eher in Portugal.
Das Wetter kommt meist aus dem Westen
Um am Strand bzw. vom Ufer aus einzigartige Wellen in der Bretagne beobachten zu können, müssen Sie an entsprechende Spots fahren. Je nach dem aus welcher Richtung der Sturm anrückt, sind die Orte zur Wellenbeobachtung unterschiedlich. Generell sind die Chancen, besonders große Wellen zu sehen, im Finistére am besten. Denn die meisten Stürme kommen aus Westen und die Küste verläuft von Nord nach Süd. Außerdem spielt die Meerestiefe und die Beschaffenheit des Meeresbodens ein Rolle.
Südlicher Wettereinfluß
Aus südlichen Richtungen weht der Wind auch häufig und macht somit die südliche Küste der Bretagne, im Morbihan und dort vor allem an der Westküste der Halbinsel Quiberon zu einem Hot Spot. Auch interessant ist es im Hafen von Lomener bei Ploemeur und natürlich auf der Belle Ile en Mer.
Nordwind
Nur selten kommt das Wetter direkt aus dem Norden. Nordwestwinde bringen häufig gute Wellen an die Côte de Granite rose. Weiter östlich in der Baie de Saint Brieuc und um das Cap Frehel sind hohen Wellen trotz starken Sturms sehr sehr selten. Denn die Bucht und das Cap liegen schon sehr weit im Ärmelkanal, der das Meer dort relativ ruhig hält. Hinzu kommt eine niedrige Wassertiefe, die das Meer nicht richtig in Wallung kommen lässt. Es braucht hier schon einen wirklich starken Nordwind, um das Meer aufzuwühlen, und das mehrere Tage lang.
Besonderheit Saint Malo
Die Bilder von haushohen Wellen unmittelbar vor einer Häuserfront aus alten Villen kommen aus Saint Malo. Dafür ist die Korsarenstadt im Winter sehr bekannt. Dieses Spektakel ist bei einer Springflut bzw. wenn hohe Gezeiten mit starkem Wind auftreten zu beobachten. Die Stadt wirbt auch mit den „Grand Marées“, die in der Winterzeit etwa 1x monatlich auftreten.
Insider Tipp: Um in St. Malo perfekte Bedingungen für Wellen zu haben, brauchts hohe Gezeiten ab einem Koeffizient von 100 und mehr, in Kombination von Nord- Westwinden ab ca. 60 km/h. Dann sollten Sie, wenn die Flut am höchsten ist vor Ort sein!
Gezeiten und Sturm in der Bretagne
Die Gezeiten in der Bretagne schwanken enorm. Acht bis zehn Meter Wasserunterschied zwischen Ebbe und Flut ist normal. Wie außergewöhnlich die Gezeiten in der Bretagne wirklich sind, habe ich in meinem Artikel Gezeiten in der Bretagne beschrieben.
Folglich sind viele Wellen Spots abhängig von den Marées, den Gezeiten. Andere Standorte, wie der Leuchtturm Phare du Four, sind weniger abhängig vom Wasserstand, da sie weit vor der Küste liegen. Neben der Windgeschwindigkeit sind also auch die Gezeiten ein fundamentaler Faktor für außergewöhnliche Wellen.
Die beste Seite, um Wasserstände für die Häfen der Bretagne zu checken ist marre.info. Hier finden Sie eine Übersicht aller wichtiger Häfen in der Bretagne und dem restlichen Frankreich.
Bevor Sie allerdings auf die Gezeiten schauen, brauchen Sie die Wetterdaten, ob und wann bzw. wie stark der Sturm in der Bretagne wird. Schauen Sie immer nach Begriffen wie tempête, houle und vent souffle! Grundlegendes für das Wetter auf der bretonischen Halbinsel habe ich in meinem Artikel Bretagne Wetter berichtet.
Eine sehr zuverlässige Wetterseite ist meteo.bzh. Hier wird ziemlich gut und detailiert das anstehende Wetter prognostiziert. Stürme und andere Wetterphänomene werden per Wetterkarte und Video angesagt und sind auch als Wetterbericht dort nachzulesen, in französisch natürlich.
Windstärke, Böen, Luftdruck, Wellenhöhe und mehr für die entsprechenden Küstenregionen können Sie dort erfahren.
Die besten Spots bei Sturm in der Bretagne
Die spannendsten Orte mit den spektakulärsten Spots liegen im Finistére. Ob vorgelagerte Insel oder exponiertes Cap, an Orten wie auf Ouessant, der Halbinsel Crozon oder dem Pointe du Raz zeigen sich die Naturgewalten bei einem Sturm meist am eindrucksvollsten. Dort werden häufig die Spitzenwerte eines Sturms gemessen. 130 km/h oder auch mal 150 km/h in der Spitze werden nicht selten erreicht.
Bei 130 km/h ist es schon schwierig sich zu Fuß fortzubewegen. Entsprechend gefährlich sind diese Geschwindigkeiten auch. Man sollte auf jeden Fall trittsicher sein und sich nicht direkt oberhalb einer Klippe aufhalten. An häufig besuchten Stellen (z. B. Pointe de la Torche) wird auch direkt vor Ort mit Schildern auf die Gefahr von Wind und hohen Wellen hingewiesen.
Sturm Spots im Finistére
- Porspoder – Leuchtturm Phare du Four
- Le Conquet – Leuchtturm Kermorvan
- l’Île Vierge Leuchtturm
- Baie des Trépassés
- Pointe du Raz
- Pointe de la Torche
- Hafen in Lesconil
- Halbinsel Crozon
Wave Watching im Morbihan
- Hafen von Lomener bei Ploemeur
- Halbinsel Quiberon – Côte Sauvage
- Belle Ile en Mer
Sturmwellen an der Côte d´Armor und Ille et Vilaine
- Côte de Granit rose, Ploumanac´h
- Le gouffre de Plougrescant
- Cap Frehel
- Saint Malo
Sturm in der Bretagne – Einzigartige Erlebnisse an der Küste
Neben den aufgezählten Spots gibt es noch jede Menge weiterer Orte in der Bretagne, an denen sich ein Sturm bzw. ein Tempête (frz.) erleben läßt. Mit den Wetterdaten kann man etwa 4 – 5 Tage im Voraus planen. Wenn Sie dann einen oder mehrere der hier genannten Hot Spots anfahren, bekommen Sie mit Sicherheit Ihr bretonisches Sturmerlebnis.