Gewächshaus im Winter nutzen - Meine Tipps Skip to main content
Gewächshaus im Winter

Gewächshaus im Winter nutzen – Meine Tipps

Es wäre doch zu schade, sein Gewächshaus im Winter nicht zu nutzen. Wenn der Sommer sich dem Ende neigt und der Gemüsegarten langsam abgeräumt wird, kann man die Ernte- und Gartensaison mit seinem Gewächshaus noch verlängern. Oder so wie ich einfach den Winter über durchgärtnern im frostfreien Gewächshaus.

Wie das geht, was man dazu braucht und worauf man sonst so achten sollte, wenn man sein Gewächshaus im Winter nutzen möchte, zeige ich in diesem Artikel.

Welches Gewächshaus für den Winter

Die Vorraussetzung ist man hat ein Gewächshaus. Wenn Du noch keins hast aber am Überlegen bist, dir eins anzuschaffen, schau doch mal in meine Gewächshausbau Erfahrungen. Dort findest Du eine schnelle Einführung in die Materie der unterschiedlichen Gewächshäuser.

Andere Kulturen andere Temparturen… Je nach Temperaturwunsch unterscheidet man

  • das Kalthaus unter 12 Grad C
  • das temperierte Haus 12 bis 18 Grad C
  • das Warmhaus über 18 Grad C

Mein Gewächshaus ist ein sog. Folientunnel und eher ein Kalthaus. Das besteht aus einem Metallgerüst auf das die Folie drüber gespannt ist. Der Isolationfaktor ist bei einer dünnen Folie jedoch denkbar schlecht. Desshalb eignet sich ein solcher Tunnel nicht für sehr kalte Winter, wenn man beheizen möchte. In Regionen in denen die Temperatur längere Zeit unter 0 Grad liegt, sollte man eher ein Glasgewächshaus oder noch besser ein Gewächshaus mit Stegplatten verwenden.

Aber egal wie gut ein Gewächshaus isoliert ist, ohne Heizung bleibt es nicht frostfrei! Mein Gewächshaus halte ich im Winter über 0 Grad Celsius. Wie ich das Foliengewächshaus beheize, zeige ich gleich. Zuvor noch ein paar grundlegende Begrifflichkeiten zum Thema.

Gewächshaus Start
Gewächshaus Start mein Tunnel zu Beginn

Wie kalt wirds – Winterhärtezonen

Um zu wissen, wie kalt es im eigenem Garten werden kann, genügt ein Blick auf die Winterhärtezone in der man wohnt, wenn man das nicht eh schon weiß. Deutschland liegt vor allem in Winterhärtezonen zwischen 6 bis 8. Das ist ein Temperaturbereich von -20 bis -6. Die Winter in der Region, in der mein Gewächshaus steht liegt in Zone 9, das heißt hier wirds nicht kälter als -6. Allerdings sind diese Angeben nur Richtwerte und können überschritten werden oder auch deutlich unterschritten werden. Vor allem im Zusammenhang mit dem sich ändernden Klima sind diese Werte teilweise überholt. Aber besser ist es, sich immer für die härtesten Winter vorzubereiten!

Was möchte ich im Winter anbauen?

Neben der Außentemperatur spielt auch die Art der Kulturen im Inneren des Gewächshauses bei der Isolierung und evtl. Beheizung eine Rolle.

Ganz ohne Beheizen kann man verschiedene Gemüsen innen anbauen, die bereits im Sommer angezogen wurden. Aber im Winter einfach die gleichen Kulturen anbauen, wie im Sommer, ist auch mit Gewächshaus kaum möglich. Tomaten, Paprika oder Melonen beispielsweise brauchen viel Wärme und nicht zu vergessen das Licht! Wir wissen alle im Herbst werden die Tage wieder kürzer und schränken somit die Möglichkeiten der Bepflanzung ein.

Im unbeheizten Gewächshaus könnte man aber Spinat, Feldsalat, Mangold, Lauch, Knoblauch und Zwiebeln anbauen. Es ist noch mehr möglich. Doch auf Kulturen im Einzelnen möchte ich jetzt nicht weiter eingehen. Außer Gemüse zu kultivieren bietet das Gewächshaus eine gute Unterstellmöglichkeit für Topfpflanzen, vor allem für mediterrane und exotische Pflanzen, die im Winter hell, trocken und geschützt stehen sollen.

Urwald Pflanzen im Topf
Urwald Pflanzen im Topf zur Überwinterung

Es wäre also wirklich schade, sein Gewächshaus im Winter nicht zu nutzen. Wie rüstest Du dein Gewächshaus, um möglichst frostfrei zu bleiben?

Gewächshaus fit für den Winter machen

Nach dem die Kulturen abgeräumt sind und das Innere des Treibhauses gereinigt wurde, ist jetzt der beste Zeitpunkt die Struktur des Hauses auf Beschädigungen zu untersuchen und ggf. zu reparieren bevor es an die Isolation geht.

Glasgewächshaus winterfest machen

Dabei spielt sich schnell der Vorteil eines Glasgewächshauses aus. Das ist von Grund auf geschlossen und dadurch schnell mit ein paar Handgriffen gegen Kälte isoliert. Mit Hilfe von Lufpolsterfolie*, die Innen oder Außen an der Gewächshaus Fassade und Dach angebracht wird. Bei diesem Material gibt es zu beachten, dass die Folie am besten UV resistent ist, damit sie nicht nach kurzer Zeit zerbröselt. Diese spezielle Noppenfolie hat meist auch größere Luftkammern, als man das von den Verpackungsfolien kennt. Befestigt wird die Folie an der Struktur des Gewächshauses mit speziellen Kunststoff Klammern*, oft erhältlich beim Hersteller der Gewächshauses.

Treibhaus mit Stegplatten

Ein Premium Gewächshaus* für den Winter besteht nicht aus Glas sondern aus Stegplatten. Das sind Kunststoffplatten mit Hohlraum, ähnlich einer Doppelverglasung, bestehend aus Acryl oder Polycarbonat. Riesenvorteil – sie sind leicht und isolieren sehr gut. Riesennachteil teuer! Aber auch die Hohlräume können mit der Zeit  verschmutzen, wenn sie nicht richtig verschlossen sind. Das geschieht durch eindringende Insekten, Moos oder Algen die sich durch Feuchtigkeit bilden.

Bei einem solchen Haus mit 10 oder 16 mm Doppelstegplatten ist es nicht unbedingt erforderlich zusätzliche Isolation anzubringen. Man kann aber genauso wie bei einem Glasgewächshaus Luftpolsterfolie verwenden.

Foliengewächshaus isolieren

Der Folientunnel, wie ich eines betreibe, weißt die schlechtesten Isolationseigenschaften auf. Aber auch solche Gewächshäuser kann man mit der Luftpolsterfolie isolieren.

Dazu habe ich diese Folie innen an den Stangen des Tunnels angebracht. Die beiden kurzen Seiten, wo sich die Türen befinden habe ich mit einer zusätzlichen Schicht Gewächshausfolie ausgekleidet, weil die Rolle der Noppenfolie nicht ganz gereicht hat…

Als es ganz kalt wurde habe ich auch noch mein Sonnensegel zwischen die Pflanzen und Gewächhausdach gespannt (siehe Foto unten). Ob es wirklich was gebraucht hat, hmm?!

Um die Eingänge zu verschließen aber begehbar zu halten,  mußte ich hier ein paar Schnitte in der Folie vornehmen. Diese Folienstücke habe ich dann oberhalb der Tür an der Metallstange befestigt und können so nach Bedarf zusammengerollt werden, damit das Innere belüftet werden kann.

Die Belüftung ist bei der ganzen Isolation auch wichtig zu bedenken. Wenn nicht regelmäßig Frischluft rein kommt, schimmelt es! Für diesen Zweck gibt es sogar spezielle Lüfter* mit Solar Panel, von denen ich aber noch keines getesetet habe. Bislang lüfte ich durch meine beiden Eingänge am Folientunnel manuel. Das funktioniert in der frostfreien Zeit tagsüber ganz gut. Längere Frostperioden mußte ich bislang zum Glück nicht aushalten. Dafür ist eine installierte Belüftung wahrscheinlich die bessere Wahl.

Gewächshaus im Winter
Gewächshaus im Winter

Gewächshaus im Winter winterfest

Egal welchen Typ Gewächshaus man hat, mit einer UV stabilen durchsichtigen Thermofolie bekommt man (fast) jedes Gewächshaus isoliert. Der nächste Baustein für ein frostfreies Treibhaus ist die Beheizung.

Gängige Heizgeräte sind

Sicherlich kann man auch kleine Flächen mit Kerzen und einem Terrakotta Topf frostfrei halten, aber eine sichere Methode ist das nicht. Auch die Verwendung von Heißkompost oder Mist könnte man probieren, wenn man genug Platz hat. Aber das ist sehr aufwendig und ebenfalls nicht sicher für eine erfolgreiche Kultur.

Zurück zu den Öfen. Es gibt spezielle Gewächshausheizungen*, die höchstmögliche Frostsicherheit im Gewächshaus geben. Aber die Heizgeräte selbst müssen nicht zwangsläufig für ein Gewächshaus konzipiert sein. Im Baumarkt gibt es verschiedene Öfen für Werkstatt oder Gartenlaube, die unter Umständen für einen Einsatz im Gewächshaus in Frage kommen können.

So bleibt es bei mir frostfrei

Eine handelsübliche Elektroheizung, wie man sie in der Wohnung verwendet, kommt bei mir zum Einsatz. Man muß „nur“ dafür sorgen, dass kein Kondenswasser in die Heizung oder den Stecker tropft… (siehe Foto oben linke Seite)

Frostwächter ist sinnvoll

Bei der Verwendung einer Elektroheizung ist es sinnvoll einen Frostwächter dazwischen zu schalten, damit die Heizung nicht ständig läuft. Ich verwende einen Frostwächter von Inkbird*. Der ist schon spritzwassergeschützt. Am Gerät lassen sich die Temperturbereiche einstellen, von der Minimaltermperatur bis zur Maximaltemperatur, bei der geheizt werden soll.

Der Frostwächter verfügt über einen Temperaturfühler, den man möglichst weit von der Heizung entfernt anbringt. Ideal am kältest Ort im Inneren. Bei meiner ersten Inbetriebnahme der Wächters machte ich ein paar Tests, welche Einstellungen am besten für mein Gewächshaus und den Temperaturen passten, um mit möglichst geringen Heizaufwand frostfrei zu bleiben. Dazu stellte ich mehrere Thermostate auf, verteilt im Folientunnel und überprüfte bei Frost immer wieder die angezeigte Temperatur.

Frostwächter
Frostwächter

Probieren geht über studieren…

Es ist schon experimentell, die Elektroheizung hat 2000 Watt und ist auf 25 Grad eingestellt für das 40 qm GWH. Der Frostwächter heizt, sobald die Temperatur unter 3 Grad Celsius fällt, solange bis die gewünschte Temperatur erreicht ist. Bei mir sind das 5 Grad. Wenn die Heizung die 5 Grad nicht schafft, weil zu viel Kälte von aus kommt, schaltet das Gerät auch nicht ab.

Diese Werte sind natürlich bei jedem anders und nicht vergessen, der Frostwächter läßt sich individuell einstellen. Abhängig von der Größe des Gewächshauses, Heizleistung, Außentemperatur, Isolation… Da muß man einfach probieren.

Diese Konstelation schafft es aber nicht mein GWH warm zu heizen. Also Temperaturen von über 5 Grad Celsius sind mit einem Heizkörper alleine auf die große Fläche (40 m²) und unter Null Grad außen nicht zu schaffen. Dafür müßte man mehrere Heizungeräte über den Frostwächter laufen lassen, was auch möglich ist.

Winter überstanden

Den erster Winter im Gewächshaus mit Heizung und Frostwächter haben meine Pflanzen gut überstanden. Ich hatte keine Frostschäden! Selbst in den kältesten Nächten von – 6° C war es im Inneren des Tunnels noch 0 Grad oder knapp darunter. Meine Exoten haben da sogar noch ein bisschen Luft.

Zum Beipiel meine Baumfarne, die zwischen -3 bis -6 Grad vertragen, waren alle durchgehend grün im Winter. Fatsia, Schefflera und das Palmgras Setaria palmata blieben auch grün. Colocasia, Bananen, Cannas gingen irgendwann in die Winterruhe und zogen sich größtenteils ein.

Gewächshaus im Winter nutzen

Wie Du siehst gibt es einige Möglichkeiten sein Gewächshaus im Winter zu nutzen. Durch die Isolierung und Beheizung bleibt einem das Gärtnern auch in der kalten Jahreszeit zumindest etwas erhalten.

Ich persönlich finde es sehr interessant die Exoten dabei zu beobachten, wie sie sich im Grenzbereich der möglichen Temperaturen verhalten, solange keiner zu Schaden kommt. Es ist mein volle Empfehlung ein Gewächshaus auch im Winter zu nutzen. Viel Spaß beim Gärtnern in der kalten Jahreszeit!

 

 

 

Ben Schreck

Fotograf, Gartengestalter, Webdesigner, Naturbegeisterter, Reiseblogger