Während viele in Guerande eine Touristenhochburg sehen, steht für mich das Städtchen am Beginn meiner Bretagne Reise, die jetzt immerhin schon 12 Jahre andauert. Es war damals sozusagen der Erstkontakt mit der Region am Meer. Seit dem war ich immer wieder dort, mal mit Freunden mal mit Familie, einmal habe ich sogar beim Salon d’Automne teilgenommen. Es ist hier wie überall am Meer, im Sommer touristisch und viel los und das restliche Jahr gemütlich und ruhiger.
Wer an den südlichen Toren der Bretagne vorbei kommt, sollte sich die kleine Stadt anschauen. Ein paar Gründe dafür beschreibe ich hier.
Die Stadt Guerande liegt etwa eine Autostunde westlich von Nantes entfernt, in der historischen Bretagne. Ihr Stadtkern hat sich bis heute seinen mittelalterlichen Charme bewahrt und zieht das ganze Jahr über Touristen an. Was nicht heißt, dass Guerande ein überlaufener Touristenort ist. Abgesehen von den 2 Sommermonaten Juli, August (Im Sommer ist überall viel los, das ist nun mal so! ), bietet der Ort eine tolle Abwechslung nahe der Küste. Guerande gilt als Ville d’art et d’histoire, als eine Stadt für Kunst und Geschichte.
Guerande die Hauptstadt des Salzes
Die Festungsanlage, fr. les remparts, ist eine der besterhaltenen Analgen in ganz Frankeich und die vollständigste in der Bretagne. Sie stammt überwiegend aus dem 15. Jahrundert und besteht aus 6 Türmen und 4 Toren auf etwa 1300 m Länge. Im Rahmen einer geführten Tour kann man die alten Mauern erkunden. Kostenfreie Parkenmöglichkeiten gibt es reichlich und sind beschildert.
Innerhalb dieser Maueren haben sich in der Stadt zahlreiche Boutiquen und Künstlerateliers in den historischen Gebäuden angesiedelt.
Intra-muros ist fast überall Fußgängerzone und so läßt es sich schön durch die Gassen schlendern, wie auf den Bilder Anfang Juli zusehen ist. Das war noch kurz vor den großen Ferien. Neben den kleinen Modegeschäften gibt es allerei Souvenirs und Krams, was man in einer solchen Stadt erwarten würde. Auch jede Menge Creperien und Restaurants gibt es, von denen ich bislang keines empfehlen kann. Ist ja auch ein anderes Thema… Gegenüber der Stiftskirche Saint-Aubin befinden sich die Hallen des Fischmarktes und weiter hinten gelegen steht die Kapelle Notre-Dame-la-Blanche. Entlang der Gassen erzeugen die alte Steinhäuser zum Teil mit Fachwerk eine mittelalterliche Kulisse.
Stadtgeschichte
Die Entstehung dieser Stadt geht auf die Jahre 577 – 594 zurück, die einem Fürsten aus Vannes zugeschrieben wird. Spuren aus der Jungsteinzeit belegen sogar eine deutlich frühre Nutzung des Ortes. Die Befestigungen wurden nach dem Jahr 1000 begonnen und mit wachsender Bedeutung der Stadt immer wieder erweitert und verstärkt. Bis in die Blühte der Stadt im 15. Jahrhundert wurde hier Wein angebaut und Salz aus dem Meer abgebaut, pardon geerntet.
Der Wohlstand kam also durch das Meersalz als Tauschwährung. Interessant machte diesen Standort auch der nahe gelegene Sumpf, die Brier und das Meer als Tor in die Welt. Guerande hatte damals zu seiner Blühte einen eigenen Hafen und eine Streitmacht, doch mit der Zeit versandete die Bucht, so dass der Handelshafen an Le Croisic und Le Pouliguen fiel. Auch änderte sich die Bedeutung des Salzes als Handelswährung im 16. Jahrundert und die Stadt verlor zusehens ihren Einfluss und Bedeutung.
Die Salzwiesen als Fundament für den Reichtum
Bereits Anfang 1500 waren etwa 80 % der Fläche von heute als Salinen angelegt. Interessant finde ich, dass laut der Genossenschaft Le Guerandais, um das Jahr 1660 etwa 2500 Kristallisationsbecken enstanden und heute über 15 000 davon existieren. Die letzten Salinen entstanden um 1800. Wenn sich die Gesamtfläche „nur“ um 20 % vergrößert hat, aber die Anzahl der Becken versechsfacht, kann man daraus lesen, dass dort eine Optimierung der Abbauart stattfand. Mehr Ertrag auf gleicher Fläche… das Salzkorn als Fundament für den Reichtum dieser Gegend damals – und heute?
Bereicherung der Kultur, als Naturstandort und Reiseziel auf jeden Fall!
Besuch der Salzwiesen von Guerande
Die wirklich einzigartige Kulturlandschaft aus einem Mosaik aus Formen und Farben ist von der Stadt nur einen Katzensprung entfernt. Das Maison du Sel bietet einen guten Ausgangspunkt, um in die Salswiesen zu starten.
Zu finden ist das Haus des Salzes südlich von Guerande, bei Pradel 44350 Guérande auf der D92 Richtung le Croisic und Batz sur Mer. Alle Infos zu Führungen durch die Salinen finden Sie hier Terredesel.com
Dort kann man auch direkt Salz kaufen, Fleur de Sel, gros sel und sel fine oder hier im Internet*. Günstiger kauft man allerdings bei den kleinen Händlern an der Straße. Aber Vorsicht ist auch hier geboten, denn manchmal ist der Preis höher als angeschrieben, wenn mans merkt heißt es dann, die Kasse ist defekt… selbst Nachrechnen lohnt sich hier.
Wenn anschließend noch Zeit bleibt, tut ein Spaziergang an der Küste bei der Pointe de Pen Bron wirklich gut. Über Guerande Richtung la Turballe, dann südlich. Nach dem Kiefernwald in den Dünen gibt es einen Parkplatz von dem Wege zum Meer und in die Salzwiesen führen. Andere sehenswerte Küstenpunkte sind die Pointe du Croisic im Süden und die Pointe de Castelli im Norden.