Der Normandie Roadtrip! Nach gut einem Jahr Normandie Aufenthalt und mittlerweile dem 2. Lockdown in Frankreich, ringe ich mich durch, ein paar Reisetipps und schöne Ecken der Normandie zusammenzustellen. In der Hoffnung, dass wir gut durch die Pandemie kommen und bald wieder alle reisen können. Und auch um die Gedanken nochmal auf die positven Momente des Jahres 2020 zu lenken.
Warum auch nicht Sehenswürdigkeiten aus der Normandie in einem Bretagne Reiseblog? Ist doch die Anreise für die meisten deutschen Bretagne Urlauber leicht und angenehm über die Normandie durchführbar. Sei es als Zwischenstopp oder als Roadtrip oder als Langzeitreise mit dem Wohnmobil…
Vor und zwischen den französischen Lockdowns fand ich immer wieder etwas Zeit, um mich in der Region Normandie umzuschauen.
Lockdown? Man könnte doch auch ein deutsches Wort dafür verwenden – Einschränkungen oder Ausgangssperre, zumindest als deutscher Politiker oder Journalist… aber Anglizismus ist cool!!
Die Franzosen haben ja, anders als wir, ihr eigenes Wort für Lockdown – Confinement. Das ist auch ein Punkt, den ich an der französischen Sprache immer wieder schätze, sie übernehmen nicht einfach einen englischen Begriff, sondern wählen aus ihrem eigenen Wortschatz.
Aber das nur nebenbei.
Ich konnte mich also in der Normandie umsehen. Genauer gesagt war ich in unmittelbarer Nachbarschaft der Bretagne unterwegs, im Department Manche und Calvados. Letzteres ist ja nicht nur eine hochprozentige Flüssigkeit sondern auch ein besuchenswertes Stück Frankreich.
Normandie Roadtrip Eckpunkte
Damit Sie jetzt in Gedanken mit- und in ein paar Monaten einfach selbst hinreisen können, nehme ich als Ausgangspunkt Arromanche les Bains im Calvados. Von hier aus geht die Reise der Küste entlang gen Westen und weiter Richtung Norden. Über Barfleur, zum Leuchtturm von Gatteville und weiter zum Cap Levi.
Nach der großen Hafenstadt Cherbourg geht es zur Westküste der Halbinsel Cotentin. Vom Leuchtturm Goury entlang der Côte des Havres zur Küstenstadt Granville, von wo man schon fast den Mont Saint Michels sehen kann.
Ausgangspunkt zwischen Caen und Bayeux
Arromanche les Bains, der Ausgangspunkt für die Entdeckungstour rund um die Halbinsel Cotentin, ist etwa 40 min von Caen entfernt und liegt direkt am Ärmelkanal.
Bekannt ist der Ort und der weitere Küstenabschnitt durch seine Rolle aus dem 2. Weltkrieg. Im Meer vor der Stadt wurde hier der sog. Mulberry Hafen errichtet, um die Aliierten mit Material zu versorgen.
Große Teile dieses künstlichen Hafens sind bis heute erhalten und bei Ebbe mit einem Spaziergang durchs Watt aus der Nähe zu besichtigen. Bei Flut lohnt sich eher der Blick vom Cap Manvieux auf die Überreste des Landungshafens.
Omaha Beach
Entlang des Normandie Roadtrips auf der Küstenstraße von Arromanche les Bains Richtung Omaha Beach kreuzen wir das kleine Hafenstädtchen Port en Bessin. Der kleine Fischereihafen wird von einer gewaltigen Hafenmauer geschützt, die bei Einheimischen gerne für den kleinen Spaziergang am Nachmittag genutzt wird. Überragt wird der Hafen von einem Turm von Vauban. 1694 errichtet, diente er als Bastion gegen Piraten und gegen eine englische Invasion.
Ein paar Kilometer Steilküste weiter erstreckt sich der Omaha Beach von Saint Laurent sur Mer bis zu Vierville sur Mer auf über 6 km Sandstrand. Doch die Idylle trügt etwas. War es doch genau dieser Strandabschnitt und weitere, die am 6. Juni 1944 (D-Day) zu einem der schlimmsten Kriegsschauplätze des 2. Weltkrieges wurden.
Stumm zeugen die vielen weißen Kreuze auf dem Cemetiére militaire américan in den Dünen oberhalb des Strandes bei Colleville-sur-Mer von dieser Schlacht. Im Grunde hat man den Friedhof direkt in den Dünen errichtet, wo die Soldaten ihren Tot fanden.
Der amerikanischen Soldatenfriedhof ist grundsätzlich das ganze Jahr über geöffnet. Die genauen Öffnungszeiten und Infos bekommen Sie auf der offiziellen Seite des Friedhofs.
In dieser Gegend finden Sie in jeder kleinen Ortschaft entlang den Landungstränden Museen, Panzer, Panzersperren, Bunker, metallerne Reste von Landungsbrücken und neben dem bereits erwähnten amerikanischen Friedhof auch einen deutschen Militärfriedhof in La Cambe.
Größere Museen zum D-Day am Omaha Beach
Overlord Museum in Colleville-sur-Mer
Memorial Museum of Omaha Beach in Saint-Laurent-sur-Mer
Museum D-Day Omaha
Nicht nur geschichtsträchtig sondern auch ein kleines landschaftliches Highlight in dieser Gegend ist die Steilküste um den Pointe du Hoc, der im Gemeindegebiet von Grandcamp-Maisy liegt. Grandcamp-Maisy ist eine kleine Hafenstadt, deren Fischerei hauptsächlich auf Jakobsmuscheln ausgelegt ist. In der angrenzenden Bucht Baie des Veys werden Austern und Miesmuscheln gezüchtet.
In diese Bucht mündet ein Teil des Sumpfes, Marais du Cotentin et du Bessin, der Teile des Calvados und Manche durchzieht. Der Sumpf ist ein regionaler Naturpark. Genaueres zu diesem einzigartien Naturschutzgebiet finden Sie auf dem Normandie Blog von Barbara.
Utah Beach
Der Marais du Cotentin bildet hier auch die Grenze zwischen Calvados und Manche. Überqueren wir das Sumpfgebiet zwischen Isigny sur Mer und Carentan, erreichen wir einen weiteren Kriegsschauplatz des 2. Weltkrieges. Der Küstenabschnitt Utha Beach.
Zu Utah Beach selbst gibt es neben dem Museum und einer großen Gedenkstätte nicht viel mehr zu schreiben. Im Sommer kommen viele amerikanische und englische Touristen dort hin. Natürlich auch Deutsche. Bei der Menge an Besuchern verliert der Ort ein bisschen seine drückende Stimmung. Was gar nicht schlecht ist.
Entlang der Küste finden sich Dünen und Sandstrand, Austern- und Miesmuschelzucht, alles flach und für meinen Geschmack unspektakulär bis zu dem einige Kilometer entfernten Saint Vaast la Hougue.
Mein kleiner Tip für Naturfreunde, die in dieser Gegend sind, ist das Reserve Naturelle du Domaine de Beauguillot. Warum? In Mitten des Küstenstreifens, der aus einer Mischung aus Salzwiesen, Dünen und Sandbänken besteht, können Sie hier zahlreiche Seevögel und Robben beobachten. Eine kurze Info zum nationalen Schutzgebiet bekommen Sie auf reserves-naturelles.org.
Normandie Roadtrip: Saint Vaast la Hougue
Das Seebad Saint Vaast la Hougue ist die Perle an der Ostküste der Halbinsel Cotentin.
- malerischer Hafen
- altes Segelschiff, monument historique
- Insel Tatihou, Maritim Museum, botanischer Garten, Vogelschutzgebiet
- Tour Vauban La Hougue
- Tour Vauban de Tatihou
Die Insel Tatihou ist bei Ebbe zeitweise zu Fuß begehbar, ansonsten fährt auch ein Amphibienfahrzeug die Besucher hin und her. Einen Steinwurf von dem Städtchen entfernt liegt die Pointe de Saire, eine Landzunge vom Meer umgeben, die einen tollen Blick auf die Insel Tatihou und Saint Vaast la Haugue bietet.
Außerdem gibt es dort einen Campingplatz, einen kleinen Leuchtturm und eine Strandbar. Traumhaft dort den Sonnenuntergang zu verbringen.
Barfleur
Ganz im Norden dieser östlich ausgerichteten Küste liegt das Hafenstättchen Barfleur. Allein der Name liest sich blumig und tatsächlich zählt der Ort zu den schönsten Dörfern Frankreichs, Plus beaux villages de France. Dabei leitet sich das fleur aus dem Skandinavischen ab und bedeutet Fluß, das Bar steht für Cap. Aber es gibt auch einen Krimi: Der Kommissar von Barfleur*. Ganz so blumig ist das Städtchen also nicht.
Der Ort ist mit gerade einmal 570 Einwohner schön klein! Dabei sehenwert ist vor allem der Hafenbereich mit der Kirche St-Nicolas dahinter.
Mein Tip: Auf der Seite mit der Mole, der Hafenmauer, den Blick auf die Boote und die alten Häuser dahinter genießen.
Gatteville le Phare
Etwa 5 Autominuten vom Hafen von Barfleur entfernt formt die Küste ein Cap und ändert ihren Verlauf westwerts. Am Pointe de Barfleur steht der Leuchtturm Phare de Gatteville. Er zählt zu den größten seiner Art. Kurz vor dem Leuchtturm durchqueren wir die Ortschaft Gatteville le Phare, die ebenfalls als Filmkulisse für eine Mittelalterverfilmug dienen könnte. Eine gute Orientierung in der Gegend bietet die IGN Karte Cherbourg-En-Cotentin – Pointe De Barfleur*, drin sind auch Sehenswürdigkeiten und Wanderwege vermerkt.
Normandie Roadtrip – Ende Teil eins
Die östliche Flanke der Cotentin Halbinsel bietet uns schon zahlreiche Sehenswürdigkeiten. Eine gesunde Mischung aus Geschichte, Kultur, Landschaft und Natur. Der zweite Teil des Roadtrips führt uns vom Cap Levi entlang der Nordseite der Halbinsel bis zum Cap de Falmanville. Meer Bilder von der Halbinsel Cotentin finden Sie auf meiner Fotografen Seite.