Entlang der Côte des Havres auf einer Normandie Rundfahrt. Auf der Suche nach den schönsten Stränden der Normandie stößt man fast gezwungenermaßen auf die Côte des Havres, die Küste der Häfen. Um in der Reihenfolge meiner Normandie Rundreise zu bleiben, beginne ich mit den Dünen von Hattainville, die sich südlich des Cap Rozel über mehrere Kilometer erstecken. Genauer gesagt ist es ein riesiges Dünenmassiv, das sich zwischen Surtainville und dem Cap de Cateret in die Landschaft schmiegt.
Durch diese riesige Dünenlandschaft führen zahlreiche Pfade. Ein guter Einstiegspunkt ist unterhalb der Ortschaft Hattainville auf der D242. Die Straße führt bis ans Meer. Von hier aus kann man entlang des etwa 10 km langen Strandes zwischen Sand und Wasser wandeln. Die beste Zeit für einen intensiven Besuch in den Dünen ist der Mai und Juni. Denn dann blühen hier zahlreiche Blumen und Pflanzen, wie z. B. eine niedrig wachsende Wildrose, gelbblühend und herrlich duftend. Aber auch wilder Spargel, Meerkohl, Zwiebelarten mit schöner Blüte und auch das Chèvrefeuille (Geißblatt) mit seinem unglaublich parfümierten Duft.
Cap de Carteret
Mit einem deutlichen Kontrast grenzt sich das Cap de Carteret von der sanften Dünenlandschaft ab. Der zuerst endlos scheinende Sand wird ganz plötzlich von Fels abgelöst.
Das Cap de Carteret ist zugleich die nördliche Pforte zu der Côte des Havres. Vom Leuchtturm aus, der am höchsten Punkt der Klippen steht, führt ein schmaler Weg hinunter zum Havre de Carteret. Dieser natürliche Hafen hat allerdings seinen wilden, natürlichen Charakter etwas verloren. Die Lage zwischen den zwei Küstenstädtchen, Carteret und Barneville und dem Yachthafen würde Naturliebhabern, die auf der Suche sind nach ruhigen Sandbänken zum Vogelbeobachten, enttäuschen. Hier mußten die Salzwiesen in der Vergangenheit immer wieder Boden abgeben, um den Bootshafen zu vergrößern. Die meisten anderen Buchten an dieser Küste haben aber ihren Charme bewahrt.
Côte des Havres – Häfen der Natur
Die natürlichen Häfen der Côte des Havres sind an der Westküste der Cotentin Halbinsel entstanden, weil die sandige Küste an diesen Stellen von Flüssen aus dem Landesinneren ins Meer gespült wurde. Die Flut ließ und läßt Salzwasser in die ausgespühlten Bereiche laufen und schaffte so eine besondere Zone, die wir heute Salzwiesen nennen.
Insgesamt zählt die Westküste der Cotentin Halbinsel acht solcher Havres (Häfen). Die Reihenfolge ist von Nord nach Süd.
Le havre de Carteret
Le havre de Portbail
Le havre de Surville
Le havre de Saint-Germain-Sur-Ay
Le havre de Geffosses zwischen Geffosses und Anneville-sur-Mer
Le havre de Regnéville zwischen Agon Coutainville und Regnéville-sur-Mer
Le havre de Blainville bei Blainville-sur-Mer
Le havre de la Vanlée zwischen Agon-Coutainville und Granville
Fakten von der französische Tourismus Seite zu der Cote des Havres
Hafenstädtchen Portbail
Nach ein paar Autominuten in südlicher Richtung erreicht man das kleine Hafenstädtchen Portbail, mit dem gleichnamigen Havre. Die Lagune wird von den Dünen Sainte-Marie und den Dunes de Lindbergh umschlossen. Bei Flut sieht man in der Bucht, die dann wie ein See wirkt, unter anderem Standup Paddler und Windsurfer oder Kanuten. Der lange Strand und die angrenzende Dünenlandschaft (Lindbergh) bieten viel Platz zur Erholung oder sportlichen Aktivitäten. Der Ort selbst ist klein, gemütlich, mit einem Marktplatz und Restaurants.
Havre de Saint-Germain-Sur-Ay
Einer der größten Havres mit einer Ausdehnung von 600 Hektar ist der Havre de Saint-Germain-Sur-Ay. Er wird im Norden von der Pointe du Banc und im Süden von den Dünen Dunes de Créances eingerahmt. Neben vielen Vogelarten und Amphibien gibt es hier auch die mouton de pré-salé, die Salzwiesenschafe.
Entdecken läßt sich dieses riesige Gebiet von mehreren Startpunkten aus. Der Pointe du Banc grenzt das Meer und die Salzwiesen ab. Er ist ein sehr ruhiger und abgelegener Strandabschnitt, der vor allem bei Flut einen tollen Blick in den Havre bietet. Parkplätze sind vorhanden.
Der Fernwanderweg GR 223 führt hier vorbei und umrundet die Bucht von St Germain sur Ay. Für einen Besuch direkt in die Salzwiesen, bietet sich der Parkplatz nahe des Corps de Garde, des alten Schutzhauses der Zöllner an. Die Zufahrt ist etwas eng aber beschildert am kleinen Weiler la Gaverie auf der D306.
Ein weitere Ort, den es zu entdecken lohnt entlang dieses Havres, ist die Pointe de Becquet. Mit Hilfe der IGN Karte* findet sich der Parkplatz mitten in den Dünen schnell. Der sentier de découverte, Entdeckungsweg, führt durch die Dünenlandschaft immer mit Ausblick auf die Bucht und das Meer. Je nach Wasserstand ist es auch möglich von der Pointe de Becquet zur Pointe du Banc zu fuhrten. Bei Ebbe zieht sich das Meer nämlich bis zu 3 Kilometer zurück und hinterlässt nur ein paar kleinere Rinnsale, die kein großes Hindernis mehr darstellen.
Strände an der Côte des Havres
Die Westseite der Contentin Halbinsel besteht fast ausnahmslos aus Sand und Strand, nur unterbrochen von den natürlichen Einbuchtungen. An diesen ausgedehnten Stränden gibt es immer (auch in der Hauptsaison) einsame ruhige Flecken, wo man einfach dem Rauschen der Wellen lauschen kann und mit dem Blick aufs Meer zur ganzheitlichen Erholung gelangt.
Schwierig Strände zu bewerten oder auf eine Rangliste zu setzten, wie ich das in diesem Blogartikel versucht habe. Besonders gefällt mir an den Stränden an der Westküste, dass dahinter meist eine ausgehnte Dünenlandschaft ist. Strand in seiner ursprünglichen Form, ganz ohne Promenade.
Weiter in südlicher Richtung passiert man die Ortschaft Pirou Plage bzw. etwas abseits der Küste Pirou ohne Plage, das einen gewaltigen Kieferwald mit Heide und Moor auf seinem Gemeindegebiet beherbergt. Aber dazu vielleicht ein anderes mal mehr. Wir konzentrieren uns stur auf die Küste, die ohnehin vieles zu bieten hat.
Havre de Geffosses
Zwischen Pirou und Gouville sur Mer konnte sich der Havre de Geffosses als Naturschutzgebiet bewahren. Auf etwa 185 Hektar ist die Salzwiese Rückzugsort vieler Wasservögel, teils zur Überwinterung, teils als Brutort oder Zwischenstation für Zugvögel.
Nach Gouville sur Mer kommen die meisten Besucher aber wegen der Strandhütten, die unwirklich wie in einem Werbespot oberhalb des Strandes in den Dünen stehen.
Havre de Regnéville
Coutainville erinnert durch seine Villenpromenade und dem Casino entfernt an die großen Seebäder Cabourg oder Deauville an der Ostküste der Normandie. Doch geht es im Westen deutlich beschaulicher zu.
Im Havre de Regnéville treffen Süß- und Salzwasser auf über 900 Hektar zusammen. In den Randzonen bieten die Salzwiesen ideale Rückzugsgebiete für Ringelgänse, Austernfischer und Regenpfeifer zum Überwintern und zur Fortpflanzung.
Die vorgelagerte Pointe d´Agon, eine riesige Sandbank mit Dünen, schützt den Havre de Regnéville. Dort gibt es einen Parkplatz von dem man den natürlichen Hafen, die Salzwiesen, die Dünen und das Leuchtturmhaus entdecken kann.
Havre de la Vanlée
Zwischen Agon-Coutainville und Granville formte ein kleiner Fluß, die Vanlée, zusammen mit der Kraft der Gezeiten den natürlichen Hafen Havre de la Vanlée. Dieser Hafen hat die Besonderheit einer riesigen, nach Norden gerichteten Sandzunge, deren Ende „das Ende der Welt“ genannt wird. Aber ganz so dramatisch ist es dann doch nicht. Spektakulär wird es allenfalls bei hohen Gezeiten, wenn die nördlichste Sandzung vollständig von Wasser umgeben ist.
Auch in diesem Havre ist das Erscheinungsbild dieses Landschaftstyps durch Salinen, Salzwiesen, Dünen und Strand geprägt. Der Strand ist toll hier! Feinsandig, wie fast an der ganzen Westküste, Dünen, nicht ganz so hoch alles weitläufig und dahinter Salzwiesen. Abseits des Strandes sind die Schafe fast das ganze Jahr über damit beschäftigt, das Grün im Havre niedrig zu halten.
Noch eine Besonderheit: Die Straße D375, die vom Festland auf diese Minihalbinsel führt, wird bei hohen Gezeiten hin und wieder überflutet. Warnschilder sind vorhanden, dennoch kommt es immer wieder vor, dass Menschen verunglücken. Hohe Gezeiten treten vor allem in den Wintermonaten auf. Dennoch ist es für Bretagne- und Normandiereisende sehr empfehlenswert sich über den starken Tidenhub an diesen Küsten zu informieren und danach seine Küstenexkursionen zu planen. Gutes Grundwissen zu Gezeiten können Sie hier nachlesen Gezeiten in der Bretagne.
Côte des Havres Rundreise Granville
Im weiteren Küstenverlauf stößt man auf die Hafenstadt Granville. Alte Festungsstadt mit Oberstadt, Unterstadt und Hafen. Vielen windschiefen Gassen, Häusern und Dächern. Heimathafen der Marité, ein Dreimastschoner, ein Segelschiff mit dem Label BIP – Bateaux d’Intérêt Patrimonial, so etwas wie monument historique bei Gebäuden, also geschütztes Denkmal und auf alle Fälle sehnswert. Und nicht nur das, das Segelschiff kann man buchen! Es gibt verschiedene Touren, die man an Bord des Schiffes unternehmen kann, z. B. nach Chausey. Alle Infos dazu auf der Seite des Schiffes.
Nach ein paar Küstenkilometer südlich von Granville beginnt die Bucht Baie de Mont Saint Michel und die Rundreise über die Cotentin Halbinsel endet. Die letzte Station, der Mont Saint Michel, braucht keine näheren Erklärungen oder Tipps. Vielleicht die Gewissheit, dass am Mont immer was los ist – egal wann. Natürlich obliegen die Besucherströme auch der Ferienzeit. Folglich ist es im Winter und Frühjahr weniger stark besucht, als im Sommer. Aber die Menschen gehören irgendwie auch dazu, zu diesem Bauwerk mit seinen Gassen und den Restaurants und den kleinen Läden und der großen Kirche mit Kloster.
Ob als letztes Ziel oder zum Start einer Rundreise oder beim Vorbeifahren in die Bretagne – einmal sollte man den Mont Saint Michel besucht haben.
Wer den ersten und zweiten Teil der Cotentin Tour noch nicht kennt schaut hier 1. Teil meines Normandie Routetrips und Normandie Rundreise Teil 2. Die Lese- Reihenfolge spielt dabei keine Rolle.